Vereinsfahne

Ein steter Wegbegleiter durch über 185 Jahre Vereinsgeschichte ist unsere Vereinsfahne, nachweislich die älteste Fahne der Stadt und zugleich älteste Weinbaufahne Deutschlands. Der Ursprung ist, wenig verwunderlich, im Weinbau und bei den Rebleuten zu suchen.

Große Ereignisse kündigten sich an in Ettlingen für den 13. Juni 1830. Großherzog Leopold und seine Gemahlin Sophie hielten Einzug in der Stadt an diesem Tag und Ettlingen hatte dem Herrscherpaar einen gebührenden Empfang vorbereitet. Für diesen Anlaß stiftete die Familie Katzenberger, damals eine der angesehensten Familien der Stadt, den Rebleuten eine prachtvolle Fahne, die die beiden Obmänner der Weinbauzunft, Johann Adam Vögele und Jakob Schott, würdevoll entgegennahmen. Voller Stolz trugen die Rebleute beim Festumzug ihre neue Fahne voran, die dem heiligen St. Urban, dem Schutzpatron der Weinbauern, geweiht war.

Die standartenähnlich Form der Fahne erinnert an eine Kirchfahne und zeugt von der engen Verbundenheit der Rebleute zur Kirche. Und so verwundert es auch nicht, daß die Rebleute mit Ihrer Fahne auch auf allen Kirchenfesten vertreten waren.

Grundlage für die Fahne bildet ein rotes, wollenes Fahnentuch, das aufwändig mit Seide verziert und bestickt worden war. Unter jeweils einer Krone prangen die Lettern „L“ und „S“ hervor für das Herrscherpaar Leopold und Sophie. Dazwischen rankt sich eine Rebe mit reifen Trauben, eingerahmt von der Aufschrift „Die Rebleute, in Ettlingen, 1830“. Als Aufsatz trägt das Banner eine kunstvoll geschnitzte und mit Gold und Silber überzogene Figur des heiligen St. Urban, der in seiner rechten Hand ein Rebmesser hält, in seiner Linken einen Henkel mit vollen, reifen Trauben. Zur Seite steht ihm ein neckischer kleiner Winzerjunge, der den Weinbecher zum Munde führt.

Über den weiteren Verbleib der Fahne im 19. Jahrhundert ist bislang wenig bekannt. Erst im Jahre 1905 rückte sie wieder an das Licht der Öffentlichkeit im Rahmen ihres 75-jährigen Jubiläums, das zusammen mit der Geistlichkeit und der Stadtobrigkeit festlich begangen wurde. In diesem Zusammenhang überreichte eine Vereinsdelegation einen Blumengruß an Frau Katzenberger, inzwischen verheiratete Frau Buhl, der einzigen Überlebenden der Familie, die die Fahne 75 Jahre zuvor stiftete.

In noch größerem Rahmen wurde dann das 100-jährige Jubiläum der Fahne am 25. Mai 1930 begangen, zugleich Tag des heiligen St. Urban, dem Schutzpatron der Rebleute. Unter den Festgästen konnte auch Herr Altstadtrat Buhl begrüßt werden, der Sohn jener Frau Buhl, die 25 Jahre zuvor den Blumengruß in Dankbarkeit an die Stiftung der Fahne erhalten hatte. Bereits am frühen Morgen versammelten sich die Rebleute vor dem Haus des Vorsitzenden Karl Utz, um von ihm die zuvor liebevoll instand gesetzte Fahne entgegenzunehmen. Der Festzug marschierte durch Ettlingen, begleitet von einer Musikkapelle, hin zur Martinskirche, um dort feierlich den Festgottesdienst zu begehen. Nach dem Gottesdienst zog die Festschar weiter zum Watthaldenpark, wo auch die Jubiläumsaufnahme entstand. Zum Abend hin fand man sich erneut im Gasthaus „Erbprinz“ zusammen, um das Jubiläum noch einmal ausgiebig und gebührend bei Speis und Trank, aber auch bei Festreden, Musik, Theater und Tanz zu feiern. Noch einmal deutlich herausgestellt wurde die Bedeutung dieses Festes:
» Dankbar zurückzudenken an die treugeleistete Arbeit der Väter; der Jugend aber die 100-jährige Fahne pietätvoll nahe zu bringen mit dem Wunsche: Bleibt auch Ihr treu dem Guten Alten! Vergeßt nicht bei gesundem Fortschritt ehrwürdige, heilige Tradition! «.

Im Jahre 1956 beschloß der Verein, die mittlerweile betagte Fahne dem Albgaumuseum Ettlingen zu hinterlassen, wo diese auch heute noch besichtigt werden kann. Bei späteren Jubiläen stand zunehmend der Verein selbst und nicht mehr die Fahne im Vordergrund der Feierlichkeiten, die z.B. zum 150-jährigen, zum 175-jährigen und auch zum 180-jährigen Bestehen festlich begangen wurden. Aber die Geschichte der Vereinsfahne wäre noch nicht zu Ende erzählt, wenn diese nicht auch noch mit einem Happy-End aufwarten könnte. Am 25. April 1980 überreichte nämlich der damalige Oberbürgermeister der Stadt Ettlingen, Herr Dr. Erwin Vetter, den Robbergfreunden zum 150-jährigen Bestehen in einem festlichen Akt eine originalgetreue Kopie der Fahne aus dem Albgaumuseum, die den Verein der Robbergfreunde bis zum heutigen Tag begleitet.

 

Kennen Sie weitere Geschichten oder gar Geheimnisse rund um die Vereinsfahne der Robbergfreunde Ettlingen oder sind Sie sogar im Besitz von Aufnahmen aus der früheren Zeit? Dann möchten wir Sie ausdrücklich ermuntern, sich mit uns in Verbindung zu setzen, um die Geschichte unserer Fahne zu komplettieren.

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AG Historie