Vereinschronik

Recht einfach gestaltet sich die Suche nach den Ursprüngen einer Gemeinschaft für alle ab dem 1. Januar 1900 gegründeten Vereine. Durch das zu diesem Zeitpunkt in Kraft getretene Bürgerliche Gesetzbuch war die Registrierung von Vereinsgründungen im Vereinsregister des zuständigen Amtsgerichtes vorgeschrieben. Zuvor war die Rechtsgebung in Deutschland noch sehr zersplittert. So galt etwa in Baden für das Gebiete des Vereins- und Korporationsrechts das „Badischen Landrecht“ von 1809, das im Wesentlichen dem französischen „Code Civile“ entspringt. Aus dieser Zeit existieren nur spärliche Dokumente, weshalb sich die Spuren der sogenannten „altrechtlichen Vereine“, d.h. vor dem 1.1.1900 gegründeten Vereine, schnell im Dunkel verlieren.

Hätte es nicht diesen denkwürdigen und geschichtsträchtigen 13. Juni 1830 gegeben, wäre es der Vereinigung der Rebleute in Ettlingen möglicherweise genau so ergangen. So aber haben sich die Ereignisse dieses Tages in die Geschichtsbücher eingebrannt und gelten gleichermaßen als Gründung der Vereinigung der Rebleute. Wenngleich auch zuvor schon eine Gilde der Rebzunft existierte – eine Weinbergverordnung aus dem Jahre 1508 ist überliefert – wurde die prächtige Fahne der Rebleute am 13. Juni 1830 anläßlich des Einzuges von Großherzog Leopold und seiner Gemahlin Sophie erstmals durch die Stadt getragen. Diese von der Familie Katzenberger aus Ettlingen gestiftete Fahne gilt gleichzeitig als die älteste Weinbaufahne Deutschlands.

Jedoch bescherte diese Ära der Vereinigung der Rebleute nicht ausschließlich solche Höhepunkte. Und während die Weinbauern Jahr für Jahr mühsam dem Robberg den köstlichen Saft der Trauben entlockten, verlor sich auch ihre Spur zunächst einmal in den Wirren des 19. Jahrhunderts.

Bekannt ist, daß die Rebzunft in ihrer ursprünglichen Form in Zeiten des Umbruchs während der Revolution von 1848 zwar aufgelöst wurde, dennoch hat sich eine Vereinigung der Rebleute erhalten, die einmal im Jahr zum St. Urbanstag zusammentrat und in die nur ausgesprochene Winzer in einem Alter nicht unter 25 Jahren aufgenommen wurden. Diese Vereinigung hatte Bestand, bis im Jahre 1880 der Rebmann Florian Lauinger offiziell den „Verein der Rebleute“ gründete. Im Jahr 1888 wurden die anschließend über Jahrzehnte geltenden Statuten erarbeitet und für den Verein festgeschrieben.

Die Umwandlung in einen eingetragenen Verein gemäß Bürgerlichem Gesetzbuch erfolgte am 25. Juli 1926. Stets begleitet hat den Verein auch die Vereinsfahne, die unbeschadet das erste Jahrhundert überstand. Ein Umstand, der sowohl im Jahre 1905 zum 75-jährigen, als auch 1930 zum 100-jährigen Jubiläum festlich und gebührend gefeiert wurde.

In diesen Jahren hat sich der Niedergang des Weinbaus bereits abgezeichnet. Die Anbaugebiete im Kraichgau und der Ortenau überflügelten mit Neuanpflanzungen und ausgefeilteren Marketingkonzepten die Region Ettlingen bei Weitem. Auch wenn in einem Prospekt aus dem Jahre 1959 der Landesfremdenverkehrsverband unter „Nordbadische Weine, Bekannte Weinorte und Ihre besten Lagen“ den Robberg mit Weißenberg, Oberberg und Mittelberg noch aufgelistet hatte, waren nach dem zweiten Weltkrieg die Sorgen des Vereins unübersehbar. Die „jungen“ Winzer im Verein zählten schon über 50 Jahre, auf den Jahreshauptversammlungen wurde der Mangel an Nachwuchs und die zunehmende Verwilderung unbestellter Grundstücke beklagt. Die Mitgliederzahl sank auf 115 im Jahre 1960.

Der Robberg veränderte sich. Im Jahre 1962 wies die Stadt Ettlingen den Hausberg als Landschaftsschutzgebiet aus. Der Weinbau war für die ins hohe Alter gekommenen Mitglieder zu beschwerlich geworden. Nachfolgende Generationen hatten andere Interessen. Bei einer Begehung des Robbergs durch das Landratsamt, die Stadt und Vereinsvertreter im Jahre 1977 wurde deshalb der Entschluß gefaßt, den Berg als Naherholungsgebiet für Wanderer zu erschließen und die Parzellen als Freizeitgrundstücke wieder attraktiver zu gestalten. Auch die Rebleute haben sich dieses Themas intensiv angenommen und als Konsequenz daraus wurden am 24. März 1979 in der Mitgliederversammlunge die Robbergfreunde Ettlingen e.V. als rechtlicher Nachfolger aus der Taufe gehoben. Aus dieser Zeit stammt auch die heute noch gültige Satzung. Als eine der ersten Maßnahmen wurden die Schaukästen am Zugang zum Robberg aufgehängt und Bänke aufgestellt, die zum Verweilen einladen. Zeitweise stand auch die Öffnung des Wasserreservoirs als Besenwirtschaft mit Bewirtschaftung durch die Robbergfreunde zur Diskussion. Ein Gedanke, der allerdings aus bau- und gewerberechtlichen Gründen wieder beiseite gelegt wurde. Aber es wurde auch ein Dialog mit der Stadt Ettlingen gestartet, der den Verein über alle Jahrzehnte beschäftigte und der auch bis heute noch höchste Aktualität genießt: Die Sanierung der Trockenmauern, einem Relikt aus der Weinbauzeit am Robberg.

Der Verein hat im Laufe seiner Geschichte viel Wandlung erfahren, aber es gab auch einige Konstanten, die bis in die Neuzeit erhalten blieben. Allem voran natürlich unsere Vereinsfahne, die uns als Kopie des immer noch erhaltenen Originals begleitet. Aber auch die Beteiligung am öffentlichen Leben und das Mitwirken bei Veranstaltungen und der enge Dialog mit der Stadt seien hier exemplarisch genannt. Stets gut besucht waren die Veranstaltungen des Blütenfestes, der Stand auf dem Marktfest in Ettlingen mit Ausschank von Robbergwein, der Tag des Robbergs oder auch die Öffnung des Bismarckturms. Erfreulicherweise hat sich auch die Mitgliederzahl mit der Neuausrichtung auf inzwischen über 170 wieder erhöht. Gefeiert wurde ebenfalls bei den Robbergfreunden. Während im Jahre 1980 das 150. Vereinsjubiläum im Rahmen eines Blütenfestes am Wasserreservoir mit einem Festbankett begangen wurde, fanden die Feierlichkeiten zum 175. und 180. Vereinsjubiläum jeweils im Schloß Ettlingen statt.

Die erreichten Ziele bedeuten für die Robbergfreunde jedoch nicht, daß wir nun am Ende einer Reise angekommen sind. Sowohl die neu gegründeten Arbeitsgruppen „Trockenmauern“ und „Historie“ als auch diese neu gestaltete Hompepage belegen das Bestreben des Vereins, den Robberg als kulturhistorisch wertvoll zu erhalten und noch attraktiver zu gestalten, aber auch die Robbergfreunde für neue Mitglieder zu öffnen, die ursprünglich nicht dem Weinbau verbunden sind, aber dieses Ettlinger Kleinod inzwischen zu schätzen gelernt haben.

 

Diese hier aufgeführte spannende und interessante Zeitreise weist sicherlich noch viele Lücken und auch die ein oder andere Ungereimtheit auf. Deshalb möchten wir Sie ausdrücklich ermuntern, uns bei unserer Recherche zu unterstützen. Sind Sie im Besitz von Unterlagen, Dokumenten oder Informationen rund um die Rebleute, die Robbergfreunde oder auch den Robberg und Sie möchten uns diese zugänglich machen, dann setzen Sie sich bitte mit uns in Verbindung.

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AG Historie