Das Beste aus der Situation machen, das galt nicht nur für die Robbergfreunde in den vergangenen Jahren. Auch andere Vereine kämpfen mit ausgefallenen Aktivitäten bedingt durch Corona, schwindenden Mitgliederzahlen und fehlendem Nachwuchs. Doch die diesjährige Jahreshauptversammlung der Robbergfreunde am 1. Juli hat eindrucksvoll unterstrichen, dass das Ruder herumgerissen und der Verein auf die Anforderungen der Zukunft ausgerichtet werden kann. Und der Zuwachs von über 25 neuen Mitgliedern, darunter viele Jüngere und Familien, zeigt, dass wir auf dem besten Weg dorthin sind.
Nach der Begrüßung und Totenehrung berichtete der 1. Vorsitzende Tobi Börstler über die Ereignisse und Aktivitäten aus dem vergangenen Jahr. Corona-bedingt konnten keine Veranstaltungen stattfinden und auch der weithin bekannte „Weitblick vom Bismarckturm“ musste in Abstimmung mit der Stadt Ettlingen abgesagt werden. Intensiviert wurden aber die Gespräche mit der Stadt Ettlingen. Nach dem Ausscheiden der beiden Amtsleiter Dr. Determann und Herrn Schlee haben die Robbergfreunde den Kontakt gesucht, insbesondere mit dem neuen Leiter des Kultur- und Sportamtes Herrn Christoph Bader und auch mit Herrn Oberbürgermeister Johannes Arnold. Wesentliche Themen waren dabei der Zustand der öffentlichen Wege am Robberg, der bauliche Zustand des Wasserreservoirs an der Bismarckstraße, das schadstoffbelastete Inventar der Robbergfreunde, fehlende Treff- und Lagermöglichkeiten und die Verpachtung brachliegender Grundstücke. Antworten und Lösungen zeichnen sich inzwischen ab und wir werden diesen Dialog sicherlich fortführen.
Im Geschäftsbericht ebenfalls angesprochen wurde der Feuerwehreinsatz am 24. Mai 2021, als eine Gartenhütte komplett niederbrannte. Der Einsatz machte deutlich, wie schwierig die Rettungsmaßnahmen sind, insbesondere, da am Robberg keine Feuerwehrhydranten vorhanden sind und schweres Löschgerät nur bedingt auf den Berg manövriert werden kann. Eindringlich wurde noch einmal an die Prävention appelliert, Brände am Robberg erst gar nicht entstehen zu lassen.
Hohe Nachfrage bestand weiterhin an Grundstücken zum Kauf oder zur Pacht, die durch das mangelnde Angebot nicht befriedigt werden konnte. Alle Anfragen wurden über die Grundstücksbörse von Ulrike Deubel beantwortet. Nach insgesamt 10 Jahren hat sie diese Tätigkeit zum Jahreswechsel an Herrn Ulrich Deubel abgegeben.
Initiiert wurde in 2021 auch die Sanierung des alten Weintors am unteren Weg durch die Robbergfreunde. Früher waren alle Zugangswege mit Toren gesichert, um Diebstahl des Erntegutes von den Grundstücken am Robberg zu verhindern. Mittlerweile sind die Tore verfallen und den Robbergfreunden war es ein Anliegen, zumindest die Bedeutung des letzten Tores der Nachwelt zu erhalten. In Abstimmung mit der Stadt Ettlingen – die auch Eigentümerin des Tores ist – wurde die Sanierung im Frühjahr 2022 abgeschlossen.
Danach folgte der Geschäftsbericht des Kassiers Bernhard Linz, der von weiterhin stabilen Finanzen und deutlich wachsenden Mitgliederzahlen berichtete. Die Kassenprüfung ergab keine Auffälligkeiten und bestätigte den Finanzbericht. Daraufhin schlug Kassenprüferin Nora Drücke die Entlastung des Kassiers sowie des Gesamtvorstandes vor, die von der Mitgliederversammlung einstimmig bestätigt wurde. Damit endete nach 10 Jahren auch die Tätigkeit von Herrn Linz im geschäftsführenden Vorstand, der sein Amt mit der JHV zur Verfügung stellte.
Bei den Neuwahlen galt es, das bereits seit einem Jahr verwaiste Amt des 2. Vorsitzenden zu besetzen sowie einen Ersatz für den scheidenden Kassier zu finden. Umso mehr freut es uns, dass beide Ämter mit qualifizierten Kandidaten besetzt werden konnten. Um präziser zu sein, mit Kandidatinnen. Erstmals in der jüngeren Geschichte des Vereins (ab 1970) ziehen zwei Frauen in den geschäftsführenden Vorstand ein. Als 2. Vorsitzende wurde die Groß- und Außenhandelskauffrau Birgit Klefenz und als Kassier die Kauffrau Barbara Sander jeweils einstimmig gewählt. Beide bringen ausreichend Erfahrung mit, um an zukunftsorientierten Themen zu arbeiten. In seinem Amt einstimmig bestätigt wurde der aktuelle Schriftführer Berend Schlüter.
Nach einer kurzen Pause standen zwei Vorträge auf der Tagesordnung. Vereinsmitglied Siegfried Fritsche berichtete über die aktuellen Aktivitäten bei der Anlage neuer Weinberge am Robberg, die Hürden bei der Aufbereitung der Grundstücke (Rodung, Trockenmauersanierung, Müllentsorgung) sowie die Vorgaben aus dem EU-Weinrecht für kommerzielle Nutzung am Robberg. Vereinsmitglied Rolf Apell erläuterte im Anschluss, wie auch in kleineren Mengen Trauben gekeltert und im Keller zu Wein ausgebaut werden können. Mit wenigen hilfreichen Tricks ist dies auch für Freizeit-Weinbauern mit einer handvoll Reben praktikabel umsetzbar.
Als letzten offiziellen Programmpunkt gab Tobi Börstler noch einen Ausblick auf laufende und zukünftige Aktivitäten. Vereinsintern muss sich der neu gewählte Vorstand zusammenfinden, um die dringenden Themen Organisation und Innovation in reale Aktivitäten umzusetzen. Darunter ist maßgeblich eine fortschreitende Digitalisierung bei der Mitglieder- und Finanzverwaltung zu verstehen, sowie die Anpassung unserer organisatorischen Abläufe. Mangels verfügbarer Ressourcen wurde dieser Bereich eher stiefmütterlich behandelt. Mit den neuen Vorstandsmitgliedern werden wir nun aktiv an die Umsetzung gehen.
Die Turmöffnung wird im aktuellen Jahr wieder durchgeführt werden und die offizielle Übergabe des Weintors an die Stadt Ettlingen steht noch an. Von den Mitgliedern angeregte Aktivitäten wie z.B. gemeinsames Keltern, Durchführung von Baumschnittkursen, praktischen Einblicke in den Trockenmauerbau, Tag der offenen Gärten, regelmäßiger Frühschoppen und Führungen am Robberg werden vom Vorstand Schritt für Schritt aufgenommen und über die kommenden Jahre umgesetzt.
Eine erfreuliche Beobachtung noch zum Schluss: Nach einer mit zweieinhalb Stunden überlangen Jahreshauptversammlung kam bei den Mitgliedern dennoch keine Unruhe oder Unmut auf und man saß noch eine weitere Stunde gemütlich bei einem Robbergtrunk zusammen und ließ den Abend ausklingen. Eine neue Erfahrung für den Vorstand der Robbergfreunde, die uns aber zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Weitere Details und Informationen finden sich unter www.robgergfreunde.de